Haßfurter Tagblatt – 21.09.2018 – Christian Licha
HASSFURT. Gerade noch im West-Balkan und dann auf dem Weg nach Brüssel legte Michael Roth (SPD), der Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt, einen Zwischenstopp in Haßfurt ein. Im Mehrgenerationenhaus (MGH) am Marktplatz informierte er sich am Montag auf Einladung des SPD-Landtagskandidaten René van Eckert über die sozialen Angebote. Auch die Europaabgeordnete Kerstin Westphal, Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar sowie Kreisrat Bernhard Ruß, 1. Bürgermeister Günther Werner und 3. Bürgermeister Stephan Schneider begrüßten den hohen Gast. Auch in das Goldene Buch der Stadt Haßfurt trug sich Roth ein.
Nach einem Rundgang durch das Haus stellte Leiterin Gudrun Greger das Sonderprogramm „Zusammenhalt fördern, Integration stärken“ des Bayerischen Sozialministeriums vor, von dem ihre Einrichtung profitiert. Hierbei geht es um die Integration von Flüchtlingen, die im MGH hervorragend gelebt wird. „Wir hoffen, dass das Programm auch nach der Landtagswahl bestehen bleibt“, sagte Greger, denn sonst müssten die jetzt (rechnerischen) 4,5 Mitarbeiter auf 2,5 reduziert werden und damit sei das MGH nicht zu halten.
In Gesprächen mit Menschen mit Migrationshintergrund erfuhr der Staatsminister deren Lebensgeschichte. Dima Zaid aus dem Irak wohnt mit ihrer Familie seit 2015 in Haßfurt. Die 15-Jährige besucht dem M‑Zweig der Mittelschule Haßfurt und hat vor kurzem den Qualifizierenden Abschluss mit einem Notendurchschnitt von 1,9 bestanden. Das Mädchen, das sehr gut Deutsch spricht, hat aber noch mehr vor. Nach der Mittelschule will sie ihr ABitur am Regiomontanus-Gymnasium machen und später Chirurgie studieren. Im MGH erfährt sie immer Hilfe, wenn sie Probleme und Fragen hat. Ein Bildungspate kümmert sich um sie und hilft auch bei den Hausaufgaben, wenn es nötig ist. Auch ihre Mutter hat sich bereits gut integriert und absolviert gerade eine Berufsausbildung, die auch das MGH vermittelt hatte.[beautifulquote align=„right“ cite=„Michael Roth“] Bei soviel negativen Nachrichten in unserer heutigen Welt ist es gut, wenn man auch mal das Gegenteil sieht[/beautifulquote]
Ebenfalls nur positive Erfahrungen hat Berihua Bahlbi aus Eritrea gemacht. Dem 20-Jährigen, der seit 2014 in Deutschland lebt, wurde im MGH auch viel während seiner Schulzeit geholfen. Damals als unbegleiteter Flüchtling gekommen, ist er heute bereits verheiratet. Der junge Mann macht gerade eine Ausbildung zum Maurer, während seine Frau Konditorin lernt.
„Bei soviel negativen Nachrichten in unserer heutigen Welt ist es gut, wenn man auch mal das Gegenteil sieht“, sagte Roth und wünscht sich, dass so wie im beispielgebenden Haßfurt die Integration auch in ganz Bayern und Deutschland gelebt werde. Auch für die berufliche Zukunft Mohamed’s wird der Bundespolitiker versuchen, eine praktikable Lösung zu finden. So hat der Syrier zwar in seinem Heimatland das Abitur gemacht, das aber in Deutschland nicht anerkannt wird. Für seine angestrebte IT-Ausbildung ist dieser Abschluss jedoch notwendig.