Fränkischer Tag – 11.10.2013 – Ralf Naumann
HASSFURT. Die Lebenshilfe, das Mehrgenerationenhaus, Künstler sowie weitere Beteiligte bereiten einen Aktionstag für Menschen mit und ohne Behinderung in Haßfurt vor. Alle können voneinander lernen.

Farben und Pinsel sind bereit zum Einsatz. Die Vorfreude auf „WIR, BUNT, GEMEINSAM“ am Kirchweihsonntag, 20. Oktober, im Mehrgenerationenhaus Haßfurt, ist allen Beteiligten anzusehen. Es laden ein: Tina Scheller und Simone Geruschke (ganz hinten) sowie (stehend von rechts) Michael Herold, Bettina Surkamp, Hannelore Heider, Grudrun Greger sowie weitere Vertreter der einzelnen Kooperationspartner. Alle anderen jungen und jung gebliebenen Künstler und Künstlerinnen fiebern dem Aktionstag natürlich auch entgegen. (Foto: Ralf Naumann)
Gemeinsamer Abbau von Barrieren und Berührungsängste aller Beteiligten in ungezwungener und herzlicher Atmosphäre – das ist das Hauptziel von Simone Geruschke, Bettina Surkamp, Tina Scheller, Michael Herold, Andreas Neunhoeffer, Hannelore Heider und Gudrun Greger, der Leiterin des Haßfurter Mehrgenerationenhauses (MGH). Dort findet am Kirchweihsonntag, 20. Oktober, von 13 bis 17 Uhr der kunterbunte Aktionstag „WIR, BUNT, GEMEINSAM“ statt. Angesprochen sind „Menschen mit und ohne Behinderung, um gemeinsam aktiv und kreativ zu werden.“
In Kooperation mit dem Bereich „Offene Hilfen“ der Lebenshilfe Haßberge e. V., der Rummelsberger Diakonie, der Akademie Faber Castell unter der Leitung von Andreas Neunhoeffer (Kunsttherapeut der JugendKUNStschule) sowie der Ebelsbacher Künstlerin Hannelore Heider, werden Mal- und andere Mitmachaktionen angeboten. Zudem gibt es im benachbarten Stadthaus der Lebenshilfe einen Impulsvortrag mit dem Filmanimator und Motivator Michael Herold aus Theres.
Die Menschen mit Behinderung sollen das Erlebte „in positiver Erinnerung“ behalten, betont Gudrun Greger und formuliert zugleich einen Wunsch: „Sie sollen dazu motiviert werden, das Mehrgenerationenhaus als niedrigschwelligen Ort der Begegnung auch nach der Aktion aufzusuchen, um mit anderen Menschen aller Generationen in Kontakt zu treten.“ Durch den Aktionstag könnten Räume und positive Orte der Begegnung für Menschen mit und ohne Behinderung geschaffen werden, wo alle als Teil der Gesellschaft zwanglos agieren und am öffentlichen Leben teilhaben können. „Menschen aller Generationen mit und ohne Behinderung sollen ein unvergesslichen Tag erleben mit vielen kreativen und sinnstiftenden Erlebnissen“, ergänzt Simone Geruschke, stellvertretende Koordinatorin des MGH.
Kooperationen transparent machen
Durch „WIR, BUNT, GEMEINSAM“ sollen der Bevölkerung zudem „die guten und bestehenden Kooperationen“ transparent gemacht werden und als Auftaktveranstaltung für zukünftige, gemeinsame Inklusions-Aktionen stehen, erklärt Bettina Surkamp, Leiterin des Lebenshilfebereiches „Offene Hilfen“, die sich schon auf viele weitere Projekte freut, die Menschen in ihrer Vielfalt „ganz selbstverständlich“ zusammenbringen.
Die Rummelsberger Diakonie verändert ihren Standort vom Schloss Ditterswind bekanntlich in die Maingegend mit mehr kleingliedrigen Angeboten. „Ganz wichtig ist uns hierbei, die Angebote in der Region kennenzulernen und Beziehungen zu knüpfen, um für die Menschen bedarfsgerechte Hilfen und Angebote vermitteln zu können“, macht die Case Managerin für die Rummelsberger Diakonie in der Region Haßberge, Tina Scheller, deutlich. Durch die Kooperation mit dem MGH und der „Offenen Hilfen“ der Lebenshilfe seien Partner gefunden, „die kreative Ideen mit uns entwickeln, um ein Miteinander positiv gestalten zu können.“
Eingeladen sind derweil nicht nur Menschen aller Generationen mit und ohne Behinderung sondern auch mit und ohne Migrationshintergrund. Auch über Nutzer und Nutzerinnen des MGH, bürgerschaftlich Engagierte des MGH und Kooperationspartner, Familien der Stadt Haßfurt und des Landkreises Haßberge sowie alle Kirchweihbesucher freuen sich die Organisatoren. Zusammen mit Andreas Neunhoeffer können sie beispielsweise künstlerisch aktiv werden. Etwa beim Bemalen kleiner Holztäfelchen mit Ölmalkreide, die am Ende zu einem Gesamtkunstwerk zusammengesetzt werden. „Das gemeinsame künstlerische Gestalten lebt von der Vielfältigkeit seiner Akteure und jeder kann bei dieser Aktion in seiner Individualität einen Beitrag dazu leisten“, hebt Gudrun Greger hervor.
Motivator Michael Herold referiert darüber, wie er gelernt hat, seine Behinderung als Gewinn zu sehen und gibt Tipps mit denen jeder seine persönlichen Einschränkungen überwinden kann. Herold leidet seit seiner Kindheit an Muskelschwund. Für ihn ist dies allerdings „eine Herausforderung, denn einfach kann ja jeder.” Während der Rest der Welt zu denken scheint, dass eine Behinderung Leben einschränkt, ist Herold der Meinung, dass sogenannte „Einschränkungen“ bereichern können. Vieles in seinem Leben, sagt er, habe er nicht trotz seiner Einschränkung erreicht, sondern deswegen.
Finanziell unterstützt wird „WIR, BUNT, GEMEINSAM“ nach einem Antrag des Kreisverbandes Haßberge des Bayerischen Roten Kreuzes und dem Mehrgenerationenhaus von der Förderaktion „Miteinander gestalten“ der „Aktion Mensch“. Diese bezuschusst „gemeinsame Veranstaltungen, in denen Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam aktiv werden für eine Gesellschaft, die niemanden ausgrenzt, die bewusst die Vielfalt anerkennt und welche die Fähigkeiten jedes einzelnen Menschen unabhängig von einer Behinderung in den Vordergrund stellt“, erklärt Gudrun Greger.
Programm beim ersten Aktionstag „WIR, BUNT, GEMEINSAM“
13 Uhr: Begrüßung und Vorstellung der Hauptakteure und Kooperationspartner.
13 bis 17 Uhr: Malaktionen mit Kunsttherapeut Andres Neunhoeffer von der Faber-Castell Akademie (Café Bistro „Offener Treff“) sowie mit Hannelore Heider (Dachgeschoss).
15 bis 15.30 Uhr: Impulsvortrag von Motivator und Animator Michael Herold (Raum der Lebenshilfe).