Sebastian Spiegel blickt auf ein halbes Jahr Bundesfreiwilligendienst zurück

Am Klavier begleitet „Bufdi“ Sebastian Spiegel den Gesang der Kinder während der Ferienbetreuung oder bei Kunstkursen.
Fränkischer Tag / Haßfurter Tagblatt – 07./08.02.2014 – Sabine Meißner
Sebastian Spiegel leistet derzeit ein Jahr lang Bundesfreiwilligendienst (BFD) im Mehrgenerationenhaus (MGH) des Bayerischen Roten Kreuzes in Haßfurt. Nach sechs Monaten zieht er seine persönliche Bilanz und stellt fest: „Die Entscheidung war gut.“
Kinderbetreuung, Küchendienst, Computerarbeit, Klavierbegleitung – das alles und noch viel mehr sind regelmäßige Tätigkeiten für Sebastian Spiegel. Den BFD im Mehrgenerationenhaus zu leisten, „ist total spannend“, sagt der junge Mann aus Reichmannshausen im Landkreis Schweinfurt, den man im MGH in Haßfurt liebevoll den „Bufdi“ nennt. Vor knapp einem Jahr machte Sebastian Spiegel sein Abitur am Celtis-Gymnasium in Schweinfurt und wollte nach der Schulzeit erst einmal „etwas Soziales“ machen: „Mich reizte die Möglichkeit, Zeit zu gewinnen, mich für die Zukunft zu orientieren“.
Was dann kam, waren „spannende Monate“. Er lerne ständig neue Menschen kennen und mache Erfahrungen, die sein weiteres Leben prägen werden. Das gefällt Sebastian Spiegel, aber auch, dass er etwas für andere Menschen tun und dabei selbst profitieren kann. Es bringe ihm Freude und Befriedigung.
„Durch die praktische Mitarbeit im MGH bekomme ich Einblicke in soziale Lebens- und Aufgabenbereiche“, berichtet er. Das würde ihn persönlich und fachlich bilden, habe andererseits dazu geführt, dass er selbst Talente an sich entdeckt, die er zuvor nicht kannte, wie beispielsweise in der Küche oder am Klavier.
„Es war ein Glücksfall, dass ich zum MGH gekommen bin“, sagt Sebastian Spiegel. Über das Internet hatte der Abiturient von der Arbeit des MGH in Haßfurt erfahren. Besonders gereizt habe ihn der intergenerative Aspekt, womit er die ständige Begegnung mit Menschen aller Generationen meint. „Das ist wirklich ein unheimlich interessanter Arbeitsplatz mit sehr vielfältigen Aufgaben, die von Verwaltungsarbeit, um die unterschiedlichen Projekte organisatorisch abzusichern, über Kinderbetreuung bis zur Mithilfe in einem Computerkurs für ältere Menschen und vieles, vieles mehr reichen.“
Drei Bildungspatenschaften
Darüber hinaus habe er als „Bufdi“ Bildungspatenschaften für drei Schulkinder übernommen, ehrenamtliche Tätigkeiten, wie sie im MGH üblich sind. Mit den Patenkindern trifft er sich wöchentlich, um bei den Hausaufgaben zu helfen. Jedes der drei Kinder habe eine eigene Geschichte, denn die Eltern stammen aus verschiedenen Ländern. Ein Mädchen, dessen Eltern aus Russland kommen, besucht die Hauptschule und benötigt vorwiegend Hilfe in Deutsch und Mathematik, manchmal auch in Englisch. Das zweite Patenkind, ein 13-jähriger Junge, besucht die Realschule. Seine Eltern kommen aus dem Iran, Sebastian Spiegel übt mit ihm Englisch und für den Deutschunterricht. Um die Verbesserung der Deutschkenntnisse geht es beim dritten Patenkind, einem achtjährigen Jungen. „Es macht Freude, und das Beste ist, dass ich dabei selbst auch immer etwas lerne“, sagt der Pate.
Neben der Arbeit im MGH absolviert Sebastian Spiegel insgesamt 25 Seminartage in fünf verschiedenen Seminaren. Dabei geht es um soziale Themen, Fragen der Integration oder Ökologie, des Sports sowie um Probleme älterer Menschen, aber auch der Kinder. Nebenbei lernen sich die „Bufdis“ mit ihren verschiedenen Einsatzgebieten gegenseitig kennen.
„Ich kann jungen Menschen den Bundesfreiwilligendienst voller Überzeugung empfehlen“, sagt Sebastian Spiegel. Man lerne etwas für das ganze Leben und er wisse jetzt, was dieser Spruch wirklich bedeute. Neben der Erweiterung persönlicher und sozialer Kompetenzen bestünde Zeit, sich sinnvolle Gedanken zur eigenen Zukunft zu machen. „Das tue ich heute unter anderen Aspekten als zur Schulzeit, denn ich habe erlebt, unter welch unterschiedlichen Bedingungen Menschen leben und wie verschieden die Vorstellungen vom Glücklichsein sind.“
„Ganz passables Taschengeld“
Junge Menschen, die sich als „Bufdi“ bewerben wollen, müssten wissen, dass Zuverlässigkeit wichtig ist, denn im Team müsse sich einer auf den anderen verlassen können. Der beste Ansporn für Sebastian Spiegel ist, dass im MGH alle jeden Tag mit sehr viel Freude an ihre Arbeit gehen. Für Sebastian Spiegel selbst bedeute es großes Glück, dass er sich diese Gedanken machen könne und dabei von seinem Arbeitgeber ein „ganz passables Taschengeld“ bekommt, das reicht, um sich die eine oder andere Sache zu leisten und die Freizeit aktiv zu gestalten.
Nach Ablauf des Freiwilligenjahres möchte er ein Studium beginnen, am liebsten im Bereich Wirtschaft. Die „Bufdi“-Erfahrungen werden dabei nützlich sein, ist sich Sebastian Spiegel sicher. Denn er habe Dinge aus dem Leben gelernt, die in der Schule nicht vorkamen. „Ich weiß jetzt, was es heißt, täglich zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen“, lautet sein Zwischenfazit.
Bundesfreiwilligendienst
Der Bundesfreiwilligendienst (BFD) wurde im Jahr 2011 als Initiative zur freiwilligen, gemeinnützigen und unentgeltlichen Arbeit in Deutschland von der Bundesregierung eingeführt.
Er soll die bestehenden Freiwilligendienste Freiwilliges Soziales Jahr und Freiwilliges Ökologisches Jahr ergänzen und das bürgerliche Engagement fördern.
Der Bundesfreiwilligendienst ist ein Angebot an Frauen und Männer, sich im sozialen, ökologischen und kulturellen Bereich oder im Bereich des Sports, der Integration sowie im Zivil- und Katastrophenschutz außerhalb von Beruf und Schule für das Allgemeinwohl zu engagieren.
Das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA) in Köln steht für Fragen zum BFD zur Verfügung: Tel. 0221/36730, E‑Mail: info@bundesfreiwilligendienst.de
Links zum Thema
→ Bundesfreiwilligendienst im MGH Haßfurt