Haßfurter Tagblatt 14.06.2012 — HT Martin Sage
Wissenschaftliche Hilfe auf Weg zum Netzwerk Bürgerengagement
Einmal mehr kann das Mehrgenerationenhaus (MGH) in Haßfurt einen beachtlichen Erfolg verbuchen: 450 Einrichtungen dieser Art gibt es bundesweit, doch nur acht haben sich erfolgreich um den Status „Innovationshaus“ beworben – das Haus am Haßfurter Marktplatz gehört zu den Siegern.
Innovationshaus, das ist ein vom Bundesfamilienministerium getragenes und vom Europäischen Sozialfonds unterstütztes Aktionsprogramm, bei dem es darum geht, neue Ansätze zu entwickeln, damit sich die MGH nachhaltig etablieren und einen Beitrag zur Weiterentwicklung und Stärkung der Strukturen vor Ort leisten können. Thema im Jahr 2012 ist: „Mehrgenerationenhäuser als Teil der lokalen Infrastruktur für Freiwilliges Engagement“.
Folglich hatten sich MGH-Leiterin Gudrun Greger und ihre Mitstreiter mit der Zielsetzung beworben, ihre Wirkungsstätte zu einer zentralen Info- und Anlaufstätte in der Kreisstadt für alle Formen des bürgerschaftlichen Engagements zu machen. Dahinter steckt die Erkenntnis, dass sich viele Bürger zwar engagieren wollen, aber noch nicht das passende Aufgabenfeld für sich gefunden haben. Hier möchte das MGH Nachfrage und Angebot zusammenbringen, gewissermaßen zu einer großen Börse für alle freiwilligen Einsätze werden – ob sich nun jemand als Tagesmutter zur Verfügung stellt oder eine Blaskapelle einen Trompeter sucht.
Der besondere Reiz, Innovationshaus zu sein, liegt für Gudrun Greger darin, dass ihr MGH damit praktisch evaluiert wird. Denn das Bundesfamilienministerium stellt den Auserwählten für ein Jahr wissenschaftliche Fachkräfte zur Seite, die das nötige Know how mitbringen und vor allem dabei helfen, Ziele zu definieren. Professionelle Begleitung wünscht man sich in Haßfurt vor allem bei der Knüpfung des „Netzwerks Bürgerengagement“, das alle Initiativen von Verwaltung, Wirtschaft, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Bürgern unter einen Hut bringen soll.
Stellt sich dem Beobachter allerdings die Frage, ob das MGH nicht in die Rolle des gerade erst im Sachgebiet Soziales am Landratsamt eingerichteten „Koordinierungszentrums für Bürgerschaftliches Engagement“ schlüpft. Gudrun Greger verneint, sie will diesbezüglich in erster Linie für die Bürger Haßfurts da sein – allerdings kommen die Besucher des MGH auch von weit jenseits der Kreisstadtgrenzen.
Monika Strätz-Stopfer, die das Koordinierungszentrum im Herrenhof leitet, sieht abgesehen von dem unterschiedlichen Einzugsgebiet der beiden Einrichtungen auch sonst unterschiedliche Aufgabenprofile: Ihr geht es weniger darum, ehrenamtliche Tätigkeit zu vermitteln. Sie will vielmehr dort, wo es Bedarf gibt, Projekte initiieren oder Kommunen anregen, selbst aktiv zu werden. „Außerdem sind wir eine neutrale Stelle und keinem Träger verpflichtet“, fügte Strätz-Stopfer hinzu. Greger vermerkt hingegen, dass sich im MGH alle Bürger frei treffen können, ganz anders als irgendwo im Amt.
Bürgermeister Rudi Eck verspricht sich gerade von der wissenschaftlichen Begleitung des Innovationshauses viel für die Kreisstadt und ihre Bürger. Die Stadt sei erst im letzten Jahr als „Bürgerkommune“ ausgezeichnet worden, bringt er in Erinnerung. Und von der Arbeit des MGH hält er viel. „Da lässt sich also was daraus machen, auch wenn ich noch nicht weiß, in welche Richtung es geht“, sagte Eck zum HT.