Seine fränkische Heimat hat er nie vergessen – Michael Ballhaus wird 80

Der Pate des Haßfurter Mehrgenerationenhauses feiert heute, am 5. August 2015, seinen 80. Geburtstag. Der Jugend und dem Frankenland bleibt der weltberühmte Kameramann verbunden.

Das Foto zeigt Michael Ballhaus mit seiner Schwester Ulla Ballhaus sowie Dieter Greger, Kreisgeschäftsführer des BRK Haßberge (li.), und BRK-Wachleiter Jürgen Sieber aus Hofheim bei einem seiner Besuche im Haßfurter Mehrgenerationenhaus. (Foto: Sabine Meißner, Archiv 2011)

Das Foto zeigt Mi­cha­el Ball­haus mit sei­ner Schwes­ter Ulla Ball­haus so­wie Die­ter Gre­ger, Kreis­ge­schäfts­füh­rer des BRK Haß­ber­ge (li.), und BRK-Wach­lei­ter Jür­gen Sie­ber aus Hof­heim bei ei­nem sei­ner Be­su­che im Haß­fur­ter Mehrgenerationenhaus.
(Foto: Sa­bi­ne Meiß­ner, Ar­chiv 2011)

Haß­fur­ter Tag­blatt / Neue Pres­se Co­burg – 05.08.2015 – Sa­bi­ne Meißner
 

… und grü­ßen Sie mir mein Fran­ken­land“, hat­te Mi­cha­el Ball­haus zu­letzt 2013 mit­ge­teilt, als er auf Bit­ten der re­gio­na­len Ta­ges­pres­se ein kur­zes State­ment zum Start des ge­mein­sam mit sei­ner zwei­ten Ehe­frau, der Re­gis­seu­rin Sher­ry Hor­mann, pro­du­zier­ten Ki­no­films 3096 Tage“ gab. Zahl­rei­che Fil­me, die in Hollywood/​USA, in Deutsch­land und vie­len Län­dern der Welt seit den 70iger Jah­ren Lein­wand­kar­rie­re mach­ten, sind eng mit dem Na­men Mi­cha­el Ball­haus verbunden.

Sei­ne Ju­gend hat Ball­haus in Fran­ken ver­bracht, ab 1943 in Co­burg, wo­hin die El­tern mit den Kin­dern Mi­cha­el und des­sen Ge­schwis­tern von Ber­lin aus zo­gen. Das Thea­ter Co­bur­ger Kul­tur­kreis“ wur­de ge­grün­det. Bis heu­te steht das Frän­ki­sche Thea­ter Schloss Maß­bach“ für ein Stück Co­bur­ger Kul­tur­ge­schich­te, denn es wur­de 1946 von Os­kar Ball­haus und Lena Heinz-Hut­ter, die bei­de vor dem Krieg Schau­spie­ler in Ber­lin wa­ren, als Co­bur­ger Kul­tur­kreis“ ge­grün­det. Spä­ter leb­te die Fa­mi­lie in den Haß­ber­gen, wo Mi­cha­el Ball­haus‘ El­tern das Frän­ki­sche Thea­ter“ grün­de­ten, eben die­ses, das heu­te in Schloss Maß­bach zu Hau­se ist. Sei­ne frän­ki­sche Hei­mat hat der Ju­bi­lar nicht ver­ges­sen, wenn auch sein Ge­sund­heits­zu­stand Rei­sen hier­her ge­gen­wär­tig wohl nicht gestattet.

Als Mi­cha­el Ball­haus vor fünf Jah­ren sei­nen 75. Ge­burts­tag fei­er­te, war er noch hin­ter der Ka­me­ra im Fran­ken­land ak­tiv. Ge­mein­sam mit sei­ner Schwes­ter Ulla Ball­haus, die in Ei­chels­dorf lebt, pro­du­zier­te er eine 45-mi­nü­ti­ge Do­ku­men­ta­ti­on, die Fran­ken mit dem be­rühm­ten Auge des Mi­cha­el Ball­haus sah und zwi­schen­zeit­lich mehr­fach im öf­fent­li­chen Fern­se­hen ge­zeigt wurde.

Nach sei­ner Rück­kehr aus den USA, wo Ka­me­ra­mann Ball­haus als Di­rec­tor of Pho­to­gra­phy“ welt­be­rühmt wur­de, gab er ei­nen Teil sei­nes rei­chen Er­fah­rungs­schat­zes an den Nach­wuchs des Film- und Fern­seh­ge­schäf­tes wei­ter. In ei­nem Se­mi­nar der Hoch­schu­le für an­ge­wand­te Wis­sen­schaf­ten Würz­burg hat­te er kurz zu­vor Stu­den­ten und de­ren Lehr­kräf­ten in Zeil am Main live“ Rede und Ant­wort auf vie­le Fra­gen rund um den Ki­no­film ge­ge­ben. Im voll be­setz­ten Zei­ler Kino Ca­pi­tol“ hat­ten ne­ben den Stu­den­ten auch Men­schen aus dem Hei­mat­kreis Platz ge­nom­men und den Aus­füh­run­gen des le­gen­dä­ren Ka­me­ra­man­nes ge­lauscht. Die pro­fes­sio­nel­le Mei­nung des in­ter­na­tio­nal ge­fei­er­ten, viel­fach prä­mier­ten und drei Mal für den Os­car“ no­mi­nier­ten Ball­haus war sehr ge­fragt. Wie ka­men Sie von Fran­ken nach Hol­ly­wood, Herr Ball­haus?“, woll­te ei­ner der Stu­den­ten wis­sen. Der Welt­star er­zähl­te, wie Re­gis­seur Mar­tin Scor­se­se auf ihn auf­merk­sam ge­wor­den war, wie sei­ne le­gen­där ge­wor­de­ne 360-Grad-Ka­me­ra­fahrt ab­lief und wie es ihm mit der Ka­me­ra ge­lang, Fil­me mit ge­rin­gem Bud­get hoch­wer­tig aus­se­hen zu las­sen“. In al­ler Be­schei­den­heit be­ton­te Ball­haus in Zeil: Der Ka­mer­mann ist stets nur ein Teil des Teams“.

Zum Film als Kunst äu­ßer­te er sich so: Wenn Men­schen ge­mein­sam in ei­nem dunk­len Raum ei­nen Film an­se­hen, um die­se Kunst zu ge­nie­ßen, dann ist das et­was ganz Be­son­de­res, dann ist das fas­zi­nie­ren­de Film­kunst“. Man müs­se das er­hal­ten, sag­te der Künst­ler Ball­haus zu den jun­gen Leu­ten. Ball­haus selbst hat­te zu die­sem Zeit­punkt un­zäh­li­ge Male be­wie­sen, dass er sein Hand­werk ver­stand. Mit sei­nem hand­werk­li­chem Kön­nen hat­te er welt­be­rühm­te Strei­fen für die Lein­wand ge­macht. Und da der Ki­no­film in den 1980iger und 90iger Jah­ren eine her­aus­ra­gen­de Rol­le spiel­te, war der Name Mi­cha­el Ball­haus für vie­le Men­schen welt­weit ein Be­griff. Dass der Mann im klei­nen Zei­ler Kino von sei­ner Ar­beit und sei­nen Er­leb­nis­sen mit Re­gis­seu­ren, wie Mar­tin Scor­se­se und Rai­ner Wer­ner Fass­bin­der, so­wie in­ter­na­tio­na­len Film­stars, un­ter an­de­ren Mi­chel­le Pfeif­fer, be­rich­te­te, war ein gro­ßes Er­leb­nis mit blei­ben­der Er­in­ne­rung, nicht zu­letzt für Bru­no Schney­er, den Be­trei­ber und In­itia­tor der Veranstaltung.

Der Pro­fes­sor der Würz­bur­ger Uni, Dr. Ger­hard Sto­ckin­ger, hat­te dazu ge­sagt: Dass Mi­cha­el Ball­haus nach Un­ter­fran­ken zu­rück ge­kehrt ist, sei­ne Er­fah­run­gen an die Würz­bur­ger Stu­den­ten wei­ter gibt und ne­ben Ber­lin und Ham­burg auch in Mün­chen Lehr­auf­trä­ge wahr­nimmt, ist sehr erfreulich.“

Der Pate Michael Ballhaus überzeugte sich im Haßfurter Mehrgenerationenhaus, wo ihn Leiterin Gudrun Greger herumführte, von der Gemeinnützigkeit der Einrichtung. (Foto: Sabine Meißner, Archiv 2011)

Der Pate Mi­cha­el Ball­haus über­zeug­te sich im Haß­fur­ter Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­haus, wo ihn Lei­te­rin Gud­run Gre­ger her­um­führ­te, von der Ge­mein­nüt­zig­keit der Ein­rich­tung. (Foto: Sa­bi­ne Meiß­ner, Ar­chiv 2011)

Bis heu­te ist Mi­cha­el Ball­haus über das Haß­fur­ter MGH mit sei­ner ehe­ma­li­gen Hei­mat Fran­ken“ ver­bun­den. Er ist der Pate die­ser Ein­rich­tung, die un­ter der Trä­ger­schaft des Ro­ten Kreu­zes Haß­ber­ge und un­ter Schirm­herr­schaft des Baye­ri­schen Ro­ten Kreu­zes steht. Mehr­fach hat er in den ver­gan­ge­nen fünf Jah­ren die ge­mein­nüt­zi­ge Ein­rich­tung per­sön­lich be­sucht. Ge­gen­wär­tig hin­dert ihn wohl sein Ge­sund­heits­zu­stand dar­an, aber sei­nen Na­men, der mit weit­rei­chen­der Le­bens­er­fah­rung ver­bun­den ist, stellt der be­rühm­te Ball­haus dem Haus der Ge­ne­ra­tio­nen in der Kreis­stadt des Land­krei­ses Haß­ber­ge wei­ter­hin zur Ver­fü­gung. Da In­for­ma­tio­nen zum Na­men Mi­cha­el Ball­haus heut­zu­ta­ge mit mo­der­nen me­dia­len Mög­lich­kei­ten welt­weit ab­ge­ru­fen wer­den, ge­langt da­durch wohl auch ein Hauch des Hei­mat­krei­ses in die Welt, zu­min­dest in die Filmwelt.

In­for­ma­ti­on
Mi­cha­el Ball­haus gilt als Deutsch­lands er­folg­reichs­ter Ka­me­ra­mann. In den 70-er Jah­ren dreh­te er meh­re­re Fil­me mit Rai­ner Wer­ner Fass­bin­der. Da­nach star­te­te er sei­ne in­ter­na­tio­na­le Kar­rie­re in Hol­ly­wood mit be­kann­ten Re­gis­seu­ren wie Mar­tin Scor­se­se oder Fran­cis Ford Coppola.
2007 ver­kün­de­te Ball­haus sei­nen Rück­zug aus dem in­ter­na­tio­na­len Ge­schäft und Hol­ly­wood. Er rief das Ball­haus-Pro­jekt ins Le­ben, eine In­itia­ti­ve zum Kli­ma­schutz, die zum spar­sa­men Um­gang mit En­er­gie auf­ruft. Er über­nahm ab 2009 Lehr­auf­trä­ge und die Fach­be­reichs­lei­tung Ka­me­ra für den Mas­ter-Stu­di­en­gang an der Hoch­schu­le für Fern­se­hen und Film München.
Um den Be­ruf des Di­rec­tor of Pho­to­gra­phy“ wei­ter zu stär­ken, för­dert er mit ei­ner Stif­tung Stu­die­ren­de der Fach­rich­tung Ka­me­ra an der Deut­schen Film- und Fern­seh­aka­de­mie Berlin.
Stil­voll ist auch sein Wir­ken seit dem Rück­zug vom Film­ge­schäft. Vie­le Men­schen in den Haß­ber­gen ken­nen Ball­haus we­gen sei­nes dem Ge­mein­wohl die­nen­den En­ga­ge­ments. Bei al­lem Welt­ruhm hat er die Ver­bin­dung zur frän­ki­schen Hei­mat nicht ver­lo­ren. Ge­mein­sam mit sei­ner Schwes­ter Ulla Ball­haus, die in Ei­chels­dorf lebt, hat er 2011 ei­nen Film Un­ser Fran­ken“ ge­dreht und brach­te da­bei nicht nur sein pro­fes­sio­nel­les Ka­me­ra-Auge“, son­dern eben­so den en­gen Be­zug zur Re­gi­on ein.
Am 28. Ok­to­ber 2011 hei­ra­te­te Mi­cha­el Ball­haus fünf Jah­re nach dem Tod sei­ner ers­ten Frau Hel­ga die Re­gis­seu­rin Sher­ry Hor­man (“Wüs­ten­blu­me”). Nach­dem ihm 2011 der Baye­ri­sche Ver­dienst­or­den ver­lie­hen wur­de, er­hielt Ball­haus im April 2012 beim Deut­schen Film­preis‘ den Eh­ren­preis für her­vor­ra­gen­de Ver­diens­te um den deut­schen Film.
Ge­mein­sam mit Sher­ry Hor­mann dreh­te er in Mün­chen den Ki­no­film 3096″, be­nannt nach der Dau­er von Kam­puschs Ge­fan­gen­schaft. Der Film kam am 28. Fe­bru­ar 2013 in Ber­lin in die Ki­nos. Hor­mann und Ball­haus setz­ten mit 3096″ das letz­te Pro­jekt des ver­stor­be­nen Pro­du­zen­ten Bernd Ei­chin­ger um.
Von den Fil­men aus Ball­haus‘ Hol­ly­wood-Zeit ist ins­be­son­de­re der Strei­fen Die fa­bel­haf­ten Bak­er Bays“ (1989) mit Mi­chel­le Pfeif­fer be­rühmt ge­wor­den. Ball­haus hat­te dar­in den Ball­haus-Krei­sel“ kre­iert, eine 360-Grad-Ka­me­ra­fahrt um die Schau­spie­le­rin, die sich wäh­rend­des­sen auf ei­nem schwar­zen Flü­gel rä­kel­te. Ei­ni­ge sei­ner Fil­me wur­den als wah­re Meis­ter­wer­ke be­zeich­net, bei­spiels­wei­se Die bit­te­ren Trä­nen der Pe­tra von Kant“ (1972), Die Ehe der Ma­ria Braun“ (1979) oder der US-Film De­par­ted“ (2006) mit Leo­nar­do di Ca­prio und Jack Ni­chol­son in den Hauptrollen.

 

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