Der Pate des Haßfurter Mehrgenerationenhauses feiert heute, am 5. August 2015, seinen 80. Geburtstag. Der Jugend und dem Frankenland bleibt der weltberühmte Kameramann verbunden.
Haßfurter Tagblatt / Neue Presse Coburg – 05.08.2015 – Sabine Meißner„… und grüßen Sie mir mein Frankenland“, hatte Michael Ballhaus zuletzt 2013 mitgeteilt, als er auf Bitten der regionalen Tagespresse ein kurzes Statement zum Start des gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau, der Regisseurin Sherry Hormann, produzierten Kinofilms „3096 Tage“ gab. Zahlreiche Filme, die in Hollywood/USA, in Deutschland und vielen Ländern der Welt seit den 70iger Jahren Leinwandkarriere machten, sind eng mit dem Namen Michael Ballhaus verbunden.
Seine Jugend hat Ballhaus in Franken verbracht, ab 1943 in Coburg, wohin die Eltern mit den Kindern Michael und dessen Geschwistern von Berlin aus zogen. Das Theater „Coburger Kulturkreis“ wurde gegründet. Bis heute steht das „Fränkische Theater Schloss Maßbach“ für ein Stück Coburger Kulturgeschichte, denn es wurde 1946 von Oskar Ballhaus und Lena Heinz-Hutter, die beide vor dem Krieg Schauspieler in Berlin waren, als „Coburger Kulturkreis“ gegründet. Später lebte die Familie in den Haßbergen, wo Michael Ballhaus‘ Eltern das „Fränkische Theater“ gründeten, eben dieses, das heute in Schloss Maßbach zu Hause ist. Seine fränkische Heimat hat der Jubilar nicht vergessen, wenn auch sein Gesundheitszustand Reisen hierher gegenwärtig wohl nicht gestattet.
Als Michael Ballhaus vor fünf Jahren seinen 75. Geburtstag feierte, war er noch hinter der Kamera im Frankenland aktiv. Gemeinsam mit seiner Schwester Ulla Ballhaus, die in Eichelsdorf lebt, produzierte er eine 45-minütige Dokumentation, die Franken mit dem berühmten Auge des Michael Ballhaus sah und zwischenzeitlich mehrfach im öffentlichen Fernsehen gezeigt wurde.
Nach seiner Rückkehr aus den USA, wo Kameramann Ballhaus als „Director of Photography“ weltberühmt wurde, gab er einen Teil seines reichen Erfahrungsschatzes an den Nachwuchs des Film- und Fernsehgeschäftes weiter. In einem Seminar der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg hatte er kurz zuvor Studenten und deren Lehrkräften in Zeil am Main „live“ Rede und Antwort auf viele Fragen rund um den Kinofilm gegeben. Im voll besetzten Zeiler Kino „Capitol“ hatten neben den Studenten auch Menschen aus dem Heimatkreis Platz genommen und den Ausführungen des legendären Kameramannes gelauscht. Die professionelle Meinung des international gefeierten, vielfach prämierten und drei Mal für den „Oscar“ nominierten Ballhaus war sehr gefragt. „Wie kamen Sie von Franken nach Hollywood, Herr Ballhaus?“, wollte einer der Studenten wissen. Der Weltstar erzählte, wie Regisseur Martin Scorsese auf ihn aufmerksam geworden war, wie seine legendär gewordene 360-Grad-Kamerafahrt ablief und wie es ihm mit der Kamera gelang, „Filme mit geringem Budget hochwertig aussehen zu lassen“. In aller Bescheidenheit betonte Ballhaus in Zeil: „Der Kamermann ist stets nur ein Teil des Teams“.
Zum Film als Kunst äußerte er sich so: „Wenn Menschen gemeinsam in einem dunklen Raum einen Film ansehen, um diese Kunst zu genießen, dann ist das etwas ganz Besonderes, dann ist das faszinierende Filmkunst“. Man müsse das erhalten, sagte der Künstler Ballhaus zu den jungen Leuten. Ballhaus selbst hatte zu diesem Zeitpunkt unzählige Male bewiesen, dass er sein Handwerk verstand. Mit seinem handwerklichem Können hatte er weltberühmte Streifen für die Leinwand gemacht. Und da der Kinofilm in den 1980iger und 90iger Jahren eine herausragende Rolle spielte, war der Name Michael Ballhaus für viele Menschen weltweit ein Begriff. Dass der Mann im kleinen Zeiler Kino von seiner Arbeit und seinen Erlebnissen mit Regisseuren, wie Martin Scorsese und Rainer Werner Fassbinder, sowie internationalen Filmstars, unter anderen Michelle Pfeiffer, berichtete, war ein großes Erlebnis mit bleibender Erinnerung, nicht zuletzt für Bruno Schneyer, den Betreiber und Initiator der Veranstaltung.
Der Professor der Würzburger Uni, Dr. Gerhard Stockinger, hatte dazu gesagt: „Dass Michael Ballhaus nach Unterfranken zurück gekehrt ist, seine Erfahrungen an die Würzburger Studenten weiter gibt und neben Berlin und Hamburg auch in München Lehraufträge wahrnimmt, ist sehr erfreulich.“
Bis heute ist Michael Ballhaus über das Haßfurter MGH mit seiner ehemaligen „Heimat Franken“ verbunden. Er ist der Pate dieser Einrichtung, die unter der Trägerschaft des Roten Kreuzes Haßberge und unter Schirmherrschaft des Bayerischen Roten Kreuzes steht. Mehrfach hat er in den vergangenen fünf Jahren die gemeinnützige Einrichtung persönlich besucht. Gegenwärtig hindert ihn wohl sein Gesundheitszustand daran, aber seinen Namen, der mit weitreichender Lebenserfahrung verbunden ist, stellt der berühmte Ballhaus dem Haus der Generationen in der Kreisstadt des Landkreises Haßberge weiterhin zur Verfügung. Da Informationen zum Namen Michael Ballhaus heutzutage mit modernen medialen Möglichkeiten weltweit abgerufen werden, gelangt dadurch wohl auch ein Hauch des Heimatkreises in die Welt, zumindest in die Filmwelt.
Information
Michael Ballhaus gilt als Deutschlands erfolgreichster Kameramann. In den 70-er Jahren drehte er mehrere Filme mit Rainer Werner Fassbinder. Danach startete er seine internationale Karriere in Hollywood mit bekannten Regisseuren wie Martin Scorsese oder Francis Ford Coppola.
2007 verkündete Ballhaus seinen Rückzug aus dem internationalen Geschäft und Hollywood. Er rief das Ballhaus-Projekt ins Leben, eine Initiative zum Klimaschutz, die zum sparsamen Umgang mit Energie aufruft. Er übernahm ab 2009 Lehraufträge und die Fachbereichsleitung Kamera für den Master-Studiengang an der Hochschule für Fernsehen und Film München.
Um den Beruf des „Director of Photography“ weiter zu stärken, fördert er mit einer Stiftung Studierende der Fachrichtung Kamera an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin.
Stilvoll ist auch sein Wirken seit dem Rückzug vom Filmgeschäft. Viele Menschen in den Haßbergen kennen Ballhaus wegen seines dem Gemeinwohl dienenden Engagements. Bei allem Weltruhm hat er die Verbindung zur fränkischen Heimat nicht verloren. Gemeinsam mit seiner Schwester Ulla Ballhaus, die in Eichelsdorf lebt, hat er 2011 einen Film „Unser Franken“ gedreht und brachte dabei nicht nur sein professionelles „Kamera-Auge“, sondern ebenso den engen Bezug zur Region ein.
Am 28. Oktober 2011 heiratete Michael Ballhaus fünf Jahre nach dem Tod seiner ersten Frau Helga die Regisseurin Sherry Horman (“Wüstenblume”). Nachdem ihm 2011 der Bayerische Verdienstorden verliehen wurde, erhielt Ballhaus im April 2012 beim ‚Deutschen Filmpreis‘ den Ehrenpreis für hervorragende Verdienste um den deutschen Film.
Gemeinsam mit Sherry Hormann drehte er in München den Kinofilm “3096″, benannt nach der Dauer von Kampuschs Gefangenschaft. Der Film kam am 28. Februar 2013 in Berlin in die Kinos. Hormann und Ballhaus setzten mit “3096″ das letzte Projekt des verstorbenen Produzenten Bernd Eichinger um.
Von den Filmen aus Ballhaus‘ Hollywood-Zeit ist insbesondere der Streifen „Die fabelhaften Baker Bays“ (1989) mit Michelle Pfeiffer berühmt geworden. Ballhaus hatte darin den „Ballhaus-Kreisel“ kreiert, eine 360-Grad-Kamerafahrt um die Schauspielerin, die sich währenddessen auf einem schwarzen Flügel räkelte. Einige seiner Filme wurden als wahre Meisterwerke bezeichnet, beispielsweise „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ (1972), „Die Ehe der Maria Braun“ (1979) oder der US-Film „Departed“ (2006) mit Leonardo di Caprio und Jack Nicholson in den Hauptrollen.