Fränkischer Tag, 08.08.2012 – Sabine Meißner
TECHNIK. Menschen, die sich am Computer nicht so gut auskennen, bietet ein Kurs im Haßfurter Mehrgenerationenhaus Unterstützung an. Ehrenamtliche Berater wissen zum Beispiel, was es mit Updates und Antivirus-Tests auf sich hat.
Haßfurt —Der „Computer-Mittwoch“ im Mehrgenerationenhaus Haßfurt stößt auf großes Interesse. Menschen aus verschiedenen Teilen des Landkreises holen sich hier Tipps zum Umgang mit dem Internet.
Viele von ihnen haben das Berufsleben bereits hinter sich gelassen und genießen ihren Ruhestand. Trotzdem steigen sie ganz „businesslike“ mit Laptop unter dem Arm in die oberste Etage des Mehrgenerationenhauses (MGH) am Marktplatz. Dort werden sie jeden zweiten Mittwoch von ehrenamtlichen PC-Spezialisten erwartet, die den „Wissbegierigen“ auf leicht verständliche Art und Weise den Umgang mit elektronischen Geräten wie Laptop, Handy oder Digitalkamera erläutern.
„Es kommen immer wieder Leute, die schon mal da waren“, sagt Jürgen Gerling vom Beraterteam, „aber heute sind nur neue Teilnehmer da“. Ein Hinweis in unserer Zeitung hat den „Neuen“ Mut gemacht. Eine von ihnen ist Hannelore Ebert. „Ich habe zwar gerade einen verstauchten Fuß“, berichtet die Frau aus Brünn bei Ebern, „aber ich dachte mir, diese Meldung kommt mir gerade recht“. Sie machte sich auf den Weg in die Kreisstadt, was „mit dem Auto kein Problem“ sei.
„Soll ich die angebotenen Updates meines Antivirus-Programms immer ausführen?“, lautet ihre erste Frage an Martin Ludwig aus Haßfurt. Er hat die Patenschaft für die 14-tägig stattfindende „PC-Sprechstunde“ im Rahmen des Projektes „Jung hilft Alt und Alt hilft Jung” im MGH übernommen und leitet das Projekt. „Ich habe Antwort auf meine Frage erhalten und werde zu Hause wissen, was ich tun soll“, freut sich die Frau aus dem Osten des Landkreises Haßberge.
Lernen, mit Excel zu arbeiten
So wie Hannelore Ebert, die „auf jeden Fall wiederkommen“ will, äußert sich auch Rainer Fuchsberger aus Wülflingen. Seine Fragen richten sich konkret auf die Erstellung von Tabellen, deshalb beschloss er beim Lesen der Meldung: „Da gehe ich hin“. „Die Luftgewehrschützen wollen einen neuen Verein gründen“, berichtet der Rentner, „deshalb will ich mit Excel arbeiten und Tabellen einrichten.“ Die Frage, ob er Vorkenntnisse habe, beantwortet Fuchsberger etwas zögerlich mit „Jein“.
E‑Mail und Internet seien ihm bekannt, aber die Erklärungen, die ihm Christoph Lange im Zwiegespräch gibt, seien sehr hilfreich. Der Auszubildende zum technischen Assistenten für Informatik will sich sozial engagieren, deshalb habe er sich dem Team der Berater angeschlossen. „Ich war zuvor bei der Bergwacht aktiv tätig“, sagt der in Königsberg lebende „Azubi“. Weil da keine Trainingsmöglichkeit mehr für ihn bestünde, sucht Christoph Lange „zielgerichtet ein soziales Betätigungsfeld“. Durch seinen Berufsschullehrer Kurt Helbig, „der mehrere Projekte des MGH vorgestellt hat“, wurde der angehende IT-Spezialist auf diese Möglichkeit aufmerksam.
Noch mehr junge Leute
Ähnliche Beweggründe haben Andreas Heinrich dazu gebracht, sich als Berater zur Verfügung zu stellen. Er ist Auszubildender zur Fachkraft für Lagerlogistik und gibt sein PC-Wissen ebenfalls gerne weiter. Fragen wie „Was bringt mir das Internet?“, „Wie verwalte ich einen Mobilfunkvertrag?“ oder „Wie beschaffe ich mir Informationen mit der Hilfe von Suchmaschinen?“ werden häufig gestellt. Der Projektleiter Ludwig wünscht sich, dass noch mehr Jugendliche kommen. Er würde sie als Berater gern sehen, aber auch als Fragende. „Auch die jungen Leute sind nicht alle fit am Computer“, weiß der Projektleiter. „Und für das Miteinander in der PC-Gruppe wäre es von Vorteil“, betont er, „wenn wir altersmäßig richtig gemischt sind“.Aus Erfahrung weiß Ludwig, dass es nach wie vor Menschen gibt, die „abgeschnitten von der Welt sind“, weil sie sich dem Internet verschließen. „Wenn einer es nicht will, muss man es akzeptieren“, sagt der ehrenamtliche PC-Experte, der als Lagerist in einem Haßfurter Autohaus tätig ist. „Allerdings wissen diese Personen nicht, dass sie eindeutig Nachteile gegenüber den Internet-Nutzern haben“. Die Behauptung gründet Ludwig darauf, dass „mittels PC so gut wie alle Informationen schnell einzuholen sind“. Analphabeten seien aus ihrer Sicht wohl auch glücklich, meint er, möchte jedoch den „Computer-Analphabeten Hilfe anbieten“.
Darin ist er sich mit Jürgen Gerling aus Haßfurt einig, der seit einem Jahr als ehrenamtlicher Berater dabei ist. „Es geht gar nicht um Twitter oder Facebook“, erläutert er, „sondern um ganz normale Alltagsprobleme“. Wer jetzt 50 oder 60 sei und sich bisher nicht mit dem Internet beschäftige, bekomme spätestens in zehn Jahren Probleme. „Im Geschäftsverkehr oder dem Umgang mit Behörden wird immer öfter vorausgesetzt, dass die Leute per PC erreichbar sind“, betont Gerling.
Etwa die Hälfte der MGH-Besucher sei nicht in Deutschland geboren. „Für sie ergibt sich per E‑Mail dieMöglichkeit, jederzeit mit Freunden oder Verwandten in der Heimat zu kommunizieren“, sagt Gerling. Ihnen wie allen anderen helfen die Ehrenamtlichen, „weltweit im Netz unterwegs“ zu sein.
Fragen kostet nichts
Teilnehmen
Der „Computer-Mittwoch“ findet unentgeltlich jeden zweiten Mittwoch ab 17 Uhr im Mehrgenerationenhaus statt. Der nächste Termin ist am heutigen 8. August. Es folgen der 22. August, 5. September und so weiter. Telefonische Anmeldung ist nicht unbedingt erforderlich, aber hilfreich für die Planung des Beraterteams.
Kontakt
Mehrgenerationenhaus Haßfurt
(Bayerisches Rotes Kreuz, Kreisverband Haßberge)
Am Marktplatz 10
97437 Haßfurt
Tel.: 09521/95282513
Internet: www.mehrgenerationenhaus-hassfurt.de