Ferienprogramm im Haßfurter Mehrgenerationenhaus
Haßfurter Tagblatt – 07.09.2015 – Sabine Meißner
Am Ferienprogramm „Fit für die Schule“ nahmen 15 Schulanfänger teil. Es wurde vom Mehrgenerationenhaus für zukünftige Erstklässler als Vorbereitung auf die Schule angeboten. Unter Mitwirkung von Experten wurde dieses Praxisprojekt des Deutschen Roten Kreuzes im Heimatkreis zum wiederholten Mal von der Lehrerin Anja Lindner durchgeführt. Unterstützung erhielt sie von Pädagogin Lisa Geyer.
HASSFURT – Die Heimatzeitung ist zum Besuch in die Dr.-Neukam-Straße eingeladen. An Schultagen findet hier die BRK-Mittags- und Ganztagsbetreuung statt. Es sind aber noch Ferien, trotzdem klingen fröhliche Kinderstimmen aus dem Gebäude mit der Nummer Eins. Die Kleinen, die hier singen, zählen, raten und zwischendrin zuhören, sind zukünftige Erstklässler. Unter sachkundiger Anleitung bereiten sie sich auf die Schule vor. Einige von ihnen haben Eltern, die aus anderen Ländern nach Deutschland gekommen sind. Mehrere Eltern arbeiten in Haßfurter Betrieben, wie Unicor oder Schlemmer. Ihnen wird der Ferienkurs vom Unternehmen finanziert. Der Preis beträgt 80 Euro für die ganze Woche und schließt Frühstück, Mittagessen, Getränke und Bastelmaterial ein. Finanziell schwachen Familien kommt das MGH mit einem verringerten Preis entgegen oder zahlt ein Stipendium.
Jeden Nachmittag werden die Eltern mit freudigen Erlebnisberichten bestürmt, wenn sie ihre Kleinen abholen. „Dana ist total begeistert vom Ferienprogramm und freut sich sehr auf die Schule“, sagt ihre Mutter. Die Tatsache, dass das Ferienprogramm in den Räumlichkeiten der Mittags- und Ganztagsbetreuung stattfindet, sei ein wichtiger Aspekt für sie gewesen, Dana teilnehmen zu lassen. „So kennt sie es schon, wenn sie dann ab ersten September hier hingeht“, meint die Mutter. Auch das Kennenlernen einiger zukünftiger Schulkameraden sei ein Grund für die Anmeldung gewesen.
Am Ende der Woche stellt die sechsjährige Lea fest: „Mir hat besonders das Basteln der Schultüten gefallen!“ Beim Aufstellen für das Abschlussfoto ist allen anzusehen, dass sie sich freuen. Ihre Schultüten und die Scheren als Beleg für ihren gerade erworbenen ersten „Führerschein“, den für den Umgang mit den Scheren, heben sie stolz in die Höhe.
Das neue Schuljahr beginnt in wenigen Tagen. Besonders für die Jüngsten, die den Weg zur Schule das erste Mal gehen, fängt damit eine aufregende Zeit an. 15 dieser Kinder haben sich in Haßfurt während der MGH-Ferienbetreuung fit für den Schulbeginn gemacht. Ihre Bildung begann mit dem ersten Lebenstag und setzte sich für fast alle in Kinderkrippe, Kindergarten und Vorschule fort. Der Übertritt eines Kindergartenkindes in die Grundschule ist ein besonders wichtiger Schritt. Fachleute nennen das „Bildungsübergang“ und widmen sich wissenschaftlich den Schwierigkeiten, die dabei auftreten können.
Mit dem Ferienprogramm „Fit für die Schule“ setzt das Mehrgenerationenhaus das bundesweite Rot-Kreuz-Konzept in der Bildungsregion Haßberge um und will genau für diesen wichtigen Übergang eine Brücke bauen. „Unsicherheiten und eventuell bestehende Ängste sollen abgebaut werden, um die Kleinen im wahrsten Sinne des Wortes fit zu machen für das Lernen in der Schule“, erklärt MGH-Chefin Gudrun Greger.
Damit die Vorbereitung Spaß macht, haben die Betreuer die Kinder in kleine Gruppen aufgeteilt und lösen mit ihnen auf spielerische Weise Aufgaben in den Bereichen Sprache, Rechnen, Kreativität, Konzentration und Motorik. Rechtecke werden in geometrischen Übungen geformt, Reime und Silben gehen über die Lippen und fördern ganz nebenbei die Mundmotorik, die richtige Stifthaltung wird geübt, und beim Basteln wird der „Scherenführerschein“ erworben. Zwischendurch stehen immer wieder Bewegung und Spiele im Freien auf der Tagesordnung. An den Nachmittagen kommen sogar Experten zu den Kleinen. Die Konrektorin Christine Männer, die Logopädin Fabiola Ruß, der Ergotherapeut Elmar Weinbeer und der Kinderarzt Dr. Arman Behdjati-Lindner übernehmen jeweils spezielle Themen. Am späten Nachmittag, wenn die Eltern ihre Kinder abholen, stehen die Experten zusätzlich für Gespräche mit den Erwachsenen bereit.
Das Projekt „Fit für die Schule“ begeistert nicht nur Kinder und ihre Eltern. Anja Lindner, die seit 2008 ehrenamtlich für das MGH tätig ist, stellte das Programm vor Jahren während eines bundesweiten Praxisworkshops in Berlin vor und erntete Anerkennung. Die Haßfurter Variante der „Begleitung von Familien auf dem Bildungsweg ihrer Kinder“ wurde maßgeblich von Kinderarzt Dr. Arman Behdjati-Lindner kreiert. Seine Ehefrau, die Lehrerin Anja Lindner, selbst Mutter dreier Kinder, realisiert es erfolgreich. Ihr zur Seite stehen neben Lisa Geyer, die seit Eröffnung der MGH-Außenstelle die Angebote in Ebern koordiniert, auch junge Erzieherinnen und Sozialdienstleistende.