LdE – Lernen durch Engagement: Die Initiative verknüpft fachliches Lernen mit dem Engagement in der Gesellschaft
Fränkischer Tag – 03.06.2017 – René Ruprecht

Gleich werden die einzelnen Bilder zu einem Gesamtkunstwerk geklebt. Mit auf dem Foto Klassenlehrerin Margit Wirth (rechts oben), MGH-Mitarbeiterin Lisa Geyer und Kunsttherapeut Andrea Neunhoeffer (beide links; Foto: René Ruprecht).
Einen Unterricht einmal ganz anders erlebten am vergangenen Dienstag die Schüler der Klasse 4d in Ebern über vier Schulstunden lang. Das Hauptziel des besonderen Schulprojektes „Lernen durch Engagement“ zwischen der Grundschule und dem BRK-Mehrgenerationenhaus Haßfurt war klar definiert. Die Heranwachsenden sollen lernen, dass sich ein Einsatz für das Gemeinwohl lohnt und persönliche Talente in der Gesellschaft viel bewegen können.
Diese pädagogische Methode ist eine Lehr- und Lernform, die fachliches Lernen mit dem Engagement in der Gesellschaft verknüpft. Und zwar nicht losgelöst oder zusätzlich zur Schule, sondern als Teil des Unterrichts und eng verbunden mit Theorie, praxisnah und handlungsorientiert.
Für die erste Aufmerksamkeit sorgte Lisa Geyer von der Fachstelle für pflegende Angehörige im MGH mit einer außergewöhnlichen Geschichte über das Älterwerden und das Zusammenleben der Generationen aus dem Buch „Ein Fuchs, der den Verstand verlor“ von Martin Baltscheit. Im Anschluss wurde die Erzählung beispielsweise über Demenz und Alzheimer gemeinsam auf eigene Erfahrungen und Familiengeschichten projiziert und letztlich zusammen positive und negative „Lebens-Stationen“ erarbeitet. Um das Gespür für gesellschaftliche Herausforderungen und deren Lösungen noch mehr zu entwickeln, durfte die 23-köpfige Klasse von Lehrerin Margit Wirth zu den erarbeiteten Stichwörtern aller Lebensabschnitte eines Menschen unter der Leitung von Kunsttherapeuten Andreas Neunhoeffer ein Bild malen, das am Ende zu einem 11,5 Meter langen Leporello-Gesamtkunstwerk geklebt wurde.
Die Klassenlehrerin Margit Wirth erlebte ihre Klasse in anderen Kontexten und entdeckte neue Seiten der Schulklasse: „Auf den Input der Experten haben die Kinder viel freier reagiert, das habe ich sofort gemerkt.“
Für den Künstler Andreas Neunhoeffer ist es wichtig, dass „die Schüler und auch Lehrer neue Sichtweisen bekommen. Man muss nicht alles werten, viel wichtiger ist die Wertschätzung, vor allem bei jungen Menschen“.
Für Lisa Geyer vom MGH spielt auch eine frische „Aufmerksamkeit für wichtige gesellschaftliche Themen“ eine große Rolle, die „das Handeln sensibilisiert und eine engagierte Generation mit sich bringt. Durch LdE wird demokratische Handlungskompetenz erworben und das Selbstbewusstsein gestärkt.“ Bei dem Projekt stand die Schülerpartizipation an vorderster Stelle. Die Kinder waren an der Ideensammlung, Planung, Vorbereitung und Organisation des Projektes beteiligt.