Ehrenamt eines Hollywood-Stars

Ro­then­bur­ger Sonn­tags­blatt, Nr. 49 – Dez. 2011  – Sa­bi­ne Meißner

Michael Ballhaus ist Pate des Haßfurter Mehrgenerationenhauses

Ehrenamt eines Hollywood-Stars

Do­rith Böhm-Nä­der vom MGH über­reicht Herrn Ball­haus ei­nen hei­mat­li­chen Bocksbeutel

In Un­ter­fran­ken hat ein gro­ßer Star“ sei­ne Wur­zeln. Ka­me­ra­mann Mi­cha­el Ball­haus, der 1968 sei­nen ers­ten Ki­no­film mit Die­ter Hal­ler­vor­den dreh­te, spä­ter auf Film­pro­du­zent Fass­bin­der traf und sei­ne Kar­rie­re in ganz Eu­ro­pa und Hol­ly­wood be­gann, wuchs teils in Ei­chels­dorf in den Haß­ber­gen, teils in Maß­bach bei sei­nen El­tern, den Mit­be­grün­dern des Frän­ki­schen Thea­ters Schloss Maß­bach, auf.

Welt­be­rühmt wur­de er durch sei­ne Bild­re­gie für mehr als 80 Ki­no­fil­me mit be­kann­ten Re­gis­seu­ren wie Mar­tin Scor­se­se und Schau­spie­lern wie Ro­bert Red­ford oder Ro­bert de Niro. Drei­mal wur­de er für den Os­car no­mi­ni­nert. Der Mann aus Fran­ken hat das deut­sche Kino und die Film­äs­the­tik Hol­ly­woods maß­geb­lich be­ein­flusst“, so cha­rak­te­ri­sie­ren ihn Fachleute.

Stil­voll ist auch sein Wir­ken seit dem Rückk­zug vom Film­ge­schäft. Vie­le Men­schen in den Haß­ber­gen ken­nen ihn we­gen sei­nes dem Ge­mein­wohl die­nen­den En­ga­ge­ments und mö­gen ihn da­für, dass er die Ver­bin­dung zur frän­ki­schen Hei­mat bei al­lem Welt­ruhm nicht ver­lo­ren hat. Ge­mein­sam mit sei­ner Schwes­ter Ulla Ball­haus, die in Ei­chels­dorf lebt, hat er in die­sem Jahr ei­nen Film Un­ser Fran­ken“ ge­dreht und da­bei nicht nur sein pro­fes­sio­nel­les Ka­me­ra-Auge“, son­dern eben­so den en­gen Be­zug zur Re­gi­on ein­ge­bracht. Er nahm mit sei­ner herz­li­chen Art den Lai­en­chor­sän­gern ihre Auf­re­gung vor der Auf­nah­me und zeig­te frän­ki­sche Land­schaft und Le­bens­wei­se ein­fühl­sam und vol­ler lie­bens­wer­tem Verständnis.

Jun­gen Men­schen ver­mit­telt der Se­ni­or des Films“ sein Wis­sen über die Kunst an der Ka­me­ra, in­dem er für die Film­hoch­schu­le Mün­chen tä­tig ist. Kürz­lich traf der gro­ße Ball­haus“ im klei­nen Film­thea­ter Ca­pi­tol“ in Zeil am Main, das er als er­hal­tens­wer­tes Klein­od“ be­zeich­ne­te, mit Stu­den­ten zu­sam­men. In ei­nem Se­mi­nar der Hoch­schu­le für an­ge­wand­te Wis­sen­schaf­ten stand er ih­nen und Be­su­chern aus der Re­gi­on live“ Rede und Ant­wort auf vie­le Fra­gen rund um den Ki­no­film. Für die an­ge­hen­den Film­leu­te war es ein un­glaub­lich wert­vol­ler Un­ter­richt“. Die Orts­an­säs­si­gen hat­ten Freu­de dar­an, vom Pro­fi zu er­fah­ren, wie es in Hol­ly­wood tat­säch­lich zu­ging, auch wie so­zi­al oder un­so­zi­al das Le­ben in den Staa­ten sein kann. Die Zu­stän­de im Ge­sund­heits­we­sen und auch im Be­rufs­all­tag sind dort viel schlech­ter, als die meis­ten Men­schen hier an­neh­men“, hat­te Ball­haus bemerkt.

Zu sei­nen Film­erfol­gen be­fragt, be­ton­te er in al­ler Be­schei­den­heit: Der Ka­me­ra­mann ist stets nur ein Teil des Teams.“ Teil ei­ner Grup­pe ist Ball­haus auch in ei­ner Ge­mein­schaft Eh­ren­amt­li­cher. Dem Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­haus Haß­furt, ei­ner ge­mein­nüt­zi­gen Ein­rich­tung der Kreis­stadt, steht der Di­rec­tor of Pho­to­gra­phy“ als Pate zur Ver­fü­gung. Selbst sei­nen 75. Ge­burts­tag hin­ter sich las­send, wäre Ge­le­gen­heit ge­we­sen, sich end­gül­tig zur Ruhe zu set­zen. Aber das stand wohl für die Ko­ry­phäe des in­ter­na­tio­na­len Ki­no­films nicht zur Debatte.

Sein Ru­he­stand“ ist al­les an­de­re als ru­hig. Ne­ben dem Film­pro­jekt in sei­ner Hei­mat, das ab­ge­schlos­sen ist und be­reits im Baye­ri­schen Fern­se­hen zu se­hen war, en­ga­giert er sich und stellt sei­nen an­er­kann­ten Na­men und sei­ne Le­bens­er­fah­rung für Men­schen al­ler Ge­ne­ra­tio­nen zur Verfügung.

Stolz und glück­lich kön­ne sein, wer ei­nen Pa­ten habe, der sich küm­mert und um das Wohl­erge­hen sei­nes Kin­des be­sorgt ist, mein­ten An­we­sen­de bei sei­nem Be­such vor Ort im Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­haus Haß­furt. In der Kir­che ist es ein Eh­ren­amt, den Täuf­ling zu be­glei­ten und nach der Tau­fe wie ein Va­ter auf sei­nem Le­bens­weg bei­zu­ste­hen. Das Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­haus in der Haß­ber­ge-Kreis­stadt hat ei­nen sol­chen Va­ter“. Er will nach Be­en­di­gung sei­ner Hol­ly­wood-Kar­rie­re zur Ver­fü­gung ste­hen, um ei­ner gu­ten Sa­che“ zu Pu­bli­ci­ty und Fort­be­stand zu verhelfen.

Si­cher nicht al­lein da­für hat der Mann vom Film im No­vem­ber 2011 ei­nen Or­den er­hal­ten, aber sei­ne Per­sön­lich­keit im Gan­zen mag den Aus­schlag ge­ge­ben ha­ben. Für her­vor­ra­gen­de Ver­diens­te um den Frei­staat Bay­ern er­hielt der Ka­me­ra­mann Mi­cha­el Ball­haus den Baye­ri­schen Verdienstorden.

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