PRESSEMITTEILUNG 051/2018 aus dem BRK KV Haßberge
(Text: Michael Will / BRK. Foto: Gisela Schott)
Schüler unterstützten andere Kinder beim Lernen der deutschen Sprache. Projekt unter Trägerschaft des BRK seit 2007 erfolgreich.
HASSFURT. – Im Rahmen einer Feierstunde konnten auch dieses Jahr zum elften Mal Sprachbegleiter des Sprachförderprojekts für Kinder mit Migrationshintergrund/Fluchtgeschichte ihre Zertifikate entgegennehmen. Erfolgreich stellten sie sich der verantwortungsvollen Aufgabe, Grundschülern der 1. bis 4. Klasse mit Migrationshintergrund/Fluchtgeschichte die deutsche Sprache und Kultur zu vermitteln und näher zu bringen.
Das Sprachförderprojekt wurde 2007 vom Staatlichen Schulamt zusammen mit dem Rotary Club Haßfurt und der Grundschule Haßfurt ins Leben gerufen und seitdem in der Mittagsbetreuung an der Grundschule Haßfurt, in Trägerschaft des Bayerischen Roten Kreuzes Haßberge, durchgeführt.
Die langjährige Leiterin des vom Rotary Club Haßfurt finanzierten Sprachförderprojekts, Carina Schwert-Kirchner, führte durch die Feierstunde, in der BRK-Kreisgeschäftsführer Dieter Greger, Michaela Just (Präsidentin des Rotary Club Haßberge) und Gisela Schott (Schulleiterin der Grundschule Haßfurt) zu Wort kamen. Laura Schnaus, eine Mitarbeiterin des Sprachförderteams, legte mit ihren „Tanzmäusen“ einen mitreißenden und farbenfrohen Tanz hin. Sie betonte, dass Farbvielfalt oder verschiedene Religionen oder Meinungen dazu beitrügen, Monotonie oder Gleichförmigkeit in der Welt zu vermeiden. Diese Unterschiede machten uns Menschen aus und hätten ihre Berechtigung im gemeinsamen Miteinander.
In der BRK-Mittagsbetreuung sind die Unterschiede nicht nur der Kinder sondern auch die der Mitarbeiter eine große Chance für die tägliche Arbeit. Laura Schnaus räumte ein, dass auch im Team das Für und Wider bei der Einstellung zweier neuer Kolleginnen mit Fluchtgeschichte abgewägt wurde. „Nachdem die beiden Kolleginnen Wesam Alstiteh und Diala Alshalabi jedoch im Herbst 2017 ihre Arbeit als pädagogische Hilfskräfte begonnen hatten, stellten wir sehr schnell fest, was für eine Chance diese Entscheidung für uns alle ist, für uns Mitarbeiter, für die Eltern und für die Kinder.“
Die junge Syrerin Diala Alshalabi berichtete, dass es ihr sehr gut in Deutschland gefalle und sie sehr froh sei, in der BRK-Mittagsbetreuung arbeiten zu dürfen. Ihr Ehemann arbeitet seit zwei Jahren als Medizintechniker. Sie freue sich darüber, dass ihre beiden Kinder die Einrichtung besuchen dürfen, denn so lernten sie die deutsche Sprache. Bis sich die Lage in Syrien wieder normalisiert hat, möchte Frau Alshalabi mit ihrer Familie in Deutschland bleiben.
Die Syrerin Wesam Alstiteh berichtete über die Gräueltaten, die in ihrem wunderschönen Land im Zuge des Krieges verübt wurden und immer noch verübt werden und dass es ein Jammer sei, dass Kinder und Jugendliche in ihrem Land teilweise ohne Schulbildung aufwachsen müssten. Auch von ihrer Fluchtgeschichte erzählte sie eindringlich und betonte, dass dies nicht nur Erfahrungen ihres eigenen Lebens seien, sondern dass diese die Leiden jeden Syrers im Krieg und nach dem Krieg widerspiegelten.
Umso mehr beeindruckte es die Zuhörer zu erfahren, wie gut Frau Alstiteh in Deutschland bereits Fuß gefasst hat, was sich in ihren vielfältigen Betätigungsfeldern zeigt. Sie arbeitet nicht nur an vier Nachmittagen in der Mittagsbetreuung, sondern ist darüber hinaus als Übersetzerin für die Caritas und als Lehrerin an der VHS Haßfurt tätig. Frau Alstiteh äußerte den Wunsch, in Deutschland bleiben zu dürfen, um sich und ihrer Familie eine sichere Zukunft im Frieden aufzubauen.
„Wir haben festgestellt, dass sich unsere Bedenken in Bezug auf die neuen Kolleginnen sehr schnell in Luft aufgelöst haben, da sich unsere Horizonte gegenseitig erweiterten und wir voneinander lernen konnten und weiterhin lernen werden. Wir sind unterschiedlich und doch stehen wir für eine gemeinsame Sache: das Wohl der Kinder. Wenn wir eines erfahren haben, dann, dass ohne Unterschiede Gleichheit keinen Spaß macht“, führte die Projektleiterin Carina Schwert-Kirchner aus.
Es wurden in diesem Jahr von November 2017 bis Juni 2018 wieder insgesamt 26 Grundschülerinnen und Grundschüler mit Migrationshintergrund und Fluchtgeschichte von 23 Sprachbegleitern gefördert. Die Grundschüler kamen vor allem aus den Ländern Russland, Syrien, Afghanistan und Slowakei. Zum BRK-Sprachförderteam zählen Carina Schwert-Kirchner, Silke Heim, Laura Schnaus und Melissa Pasuji. Damit alle von den kulturellen Unterschieden der Mitarbeiter und Kinder in diesem Projekt profitieren können, bedarf es auch weiterhin einer engen Zusammenarbeit zwischen dem Sprachförderteam und den Betreuungslehrern der Albrecht-Dürer-Mittelschule und der Dr.-Auguste-Kirchner-Realschule, die die sprachbegleitenden Schüler stellen.
Zu den Sprachbegleiter zählten nicht nur Schüler der Mittel- und Realschule, sondern auch ein Praktikant der Kinderpflegeschule sowie einer der Fachakademie für Sozialpädagogik als auch die Bundesfreiwilligendienstleistenden der Einrichtung. Dank sagte Carina Schwert-Kirchner der Grundschule am Dürerweg mit ihrer Schulleiterin Gisela Schott und Konrektorin Monika Spörlein für die Bereitstellung der Räumlichkeiten. Nach der feierlichen Übergabe der Zertifikate beendete Projektleiterin Carina Schwert-Kirchner den offiziellen Teil der Feierstunde mit den Worten: „Für tolle Arbeit können nicht genug Hände geschüttelt werden.“