Das MGH Ebern sucht weitere ehrenamtliche Paten
Neue Presse Coburg – 11.11.2015 – Sabine Meißner
Ebern. Erst vor wenigen Tagen hat diese Zeitung über die Würdigung ehrenamtlicher Bildungspaten durch die Regierung von Unterfranken berichtet, und schon gibt es neue Anfragen nach patenschaftlicher Hilfe.Lisa Geyer, die in der Außenstelle des Haßfurter Mehrgenerationenhauses (MGH) alle Aktivitäten koordiniert, berichtet, dass neue Anfragen bei ihr eingegangen seien. Mitarbeiter der Jugendsozialarbeit an der Mittelschule, Betreuungslehrer des Gymnasiums und andere hätten „potentielle Bildungspatenkinder“ angemeldet. Was heißt das? Lisa Geyer erklärt: „Bildungspate kann jeder sein, der ein Talent besitzt, beispielsweise vorlesen kann oder mit seinem Patenkind Lesen übt, der beim Erlernen einer Fremdsprache hilft oder für Kinder, die aus dem Ausland gekommen sind, beim Deutschlernen Unterstützung gibt.“ Die Paten könnten selbst entscheiden, was sie machen wollen, wie oft, wie lange und an welchem Ort. „Für ältere Menschen kann ein Patenkind so etwas wie ein Enkelkind werden, für ältere Schüler der Patenschulkamerad ein richtiger Freund“, berichtet Geyer aus ihrer Erfahrung. „Wir nennen sie Sprach‑, Lese- und Bildungspaten“, sagt sie, „wobei nicht immer die Paten älter als ihre Paten’kinder‘ sein müssen“. Ein Beispiel dafür sei der Computermittwoch in Haßfurt, an dem Jüngere älteren Menschen den Umgang mit technischen Geräten erklären. So etwas wolle sie auch in Ebern organisieren.
Wie es aussieht, wenn aus einer Patenschaft Freundschaft wird, ist am Beispiel der beiden Gymnasiasten Leon Schönecker und Adnan Alacheck zu beobachten. Leon besucht die 10. Klasse des Eberner Gymnasiums, Adnan die fünfte. Sie treffen sich seit fünf Wochen immer am Mittwochnachmittag in der Schule. Der Jüngere, der mit seinen Eltern und Geschwistern vor einem Jahr aus Syrien nach Deutschland kam, erhält Hilfe durch den Älteren in den Fächern Englisch, Deutsch und Biologie. Der Schulleiter, Herr Schmidt, habe ihnen ermöglicht, einen Raum in der Schule dafür zu nutzen.
Zusammengeführt wurden die beiden Schüler durch Ingrid Mandery, die Leiterin der Grundschule. „Frau Mandery sprach mich an“, erklärt Geyer, „bevor Adnan in das Gymnasium kam“. Sie meinte, er solle Unterstützung beim Wechsel von der Grundschule zum Gymnasium erhalten. „Ich habe schon viel von Leon gelernt“, sagt Adnan fröhlich, „die Groß- und Kleinschreibung im Deutschen oder für Biologie etwas über die Organe und das Gewebe beim Mensch“. Leon ergänzt, sie hätten auch geübt, wann man in der deutschen Schriftsprache doppelte Konsonanten verwendet. „Für mich ist das eine sehr angenehme Erfahrung, mit Adnan zu arbeiten“, betont der Ältere. Schließlich lerne er selbst auch immer etwas dabei. Wenn Adnan ihn eines Tages nicht mehr als Paten benötigen würde, wäre er schon ein wenig traurig, aber seine Hilfe würde er dann „gerne einem anderen Kind zur Verfügung stellen“.