
Elijan Fischer gehört zum Team der Helfer des Computer-Mittwochs. Das Foto entstand, als er Elke Lindmüller aus Haßfurt ihre individuellen Fragen bei der Nutzung des Laptops beantwortete.
Haßfurter Tagblatt – 26.08.2016 – Sabine Meißner
Der „Computer-Mittwoch“ im Mehrgenerationenhaus (MGH) existiert seit fast sieben Jahren. Dabei antworten Ehrenamtliche, die sich auskennen, auf individuelle Fragen zum Umgang mit technischen Geräten, insbesondere mit dem Computer.
„Ich bin ein Mensch, der gerne anderen hilft“, sagt Martin Ludwig, „aber die typischen Ehrenämter, wie Feuerwehr, Rettungsdienst oder THW, die sind nichts für mich“. Er sei auch kein „Vereinsmensch“, stellt der Mann fest, der 2010, vor fast sieben Jahren, den Computer-Mittwoch (CM) ins Leben gerufen hat, weil er seine Kenntnisse und Erfahrungen mit anderen teilen und ihnen helfen wollte.
Computer- und Internetkenntnisse sind Schlüsselqualifikationen. Sie werden im Alltag und bei fast allen beruflichen Tätigkeiten und bei allen Generationen vorausgesetzt. Nicht alle Menschen beherrschen die Bedienung, und viele wissen nicht, wen sie fragen können, um verständliche Antworten zu erhalten. Das war Ludwigs Beweggrund. Zu Beginn der Initiative habe er angenommen, überwiegend ältere Mitbürger hätten Fragen und bot an, dass sie mit ihrem eigenen Gerät und ihren Fragen betreffs Umgang mit Laptop, Handy und Digitalkamera in das MGH kommen könnten. Er übernahm die Patenschaft für den CM und fand bald Mitstreiter, freiwillig Engagierte wie er selbst und stellte fest, auch Jüngere haben Fragen. Mittlerweile hat sich ein Team von Helfern formiert, die nicht alle zu allen Zeiten vor Ort sein können. Seit 2011 ist Jürgen Gerling dabei und zählt neben Ludwig zum Stamm der Helfer. Beide engagieren sich seitdem gemeinnützig.
Die Heimatzeitung wollte von Martin Ludwig und Jürgen Gerling erfahren, was sie antreibt

Martin Ludwig rief vor sieben Jahren den „Computer-Mittwoch“ ins Leben und engagiert sich seitdem ehrenamtlich als Berater in allen Fragen zur privaten Nutzung technischer Geräte.
Ludwig beschreibt seine Motivation so: „Ich interessiere mich für Technik und kenne mich mit Computer, Digitalkamera, Handy und so weiter gut aus, weil ich mich damit befasse. Irgendwann habe ich festgestellt, dass ich sogar anderen helfen kann, weil ich kompliziert Erscheinendes auf einfache Art erklären kann. Ich habe gemerkt, dass man mich versteht, und so bin ich auf die Idee gekommen, mein Wissen weiterzugeben. Es macht mir Freude, anderen zu helfen und zu sehen, wie sie sich freuen, dass die verflixte Technik gar nicht so unheimlich ist wie angenommen.“
Gerling erklärt: „Viele, die uns beim CM besuchen, sind schon aus dem Berufsleben ausgeschieden und hatten dabei keinen Umgang mit Computern. Nun wollen sie aber privat PC, Notebook oder Tablet nutzen und müssen sich zwangsläufig damit beschäftigten. Andere hatten mit Geräten zu tun, deren Bedienung sich von der heutigen komplett unterscheidet, wenn sie etwa mit Terminals oder einer elektronischen Schreibmaschine gearbeitet haben. Das Spektrum der Vorkenntnisse ist daher äußerst unterschiedlich. Es reicht von ’noch nie eine Tastatur verwendet‘ bis hin zur Beherrschung aktueller Betriebssysteme. Dementsprechend verschieden sind die Herausforderungen, was die Aufgabe im CM so interessant macht. Dass ich gerne helfe, lässt sich damit begründen, dass wir vom CM nicht irgendein festes Programm vorgeben, sondern die Besucher uns ihre Fragen oder Probleme nennen und wir zeigen, wie es geht. Manchmal kommt es vor, dass wir selbst tüfteln oder zwischen zwei Nachmittagen Informationen einholen müssen. Aber gemeinsam finden wir immer eine Lösung. Das ist der Grund, weshalb ich so lange mit Freude dabei bin.“
Die verflixte Technik …
[beautifulquote align=„right“ cite=„“] Digitale Analphabeten gibt es in allen Generationen.
Martin Ludwig[/beautifulquote]
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Es würden längst nicht mehr nur ältere Menschen kommen, meinen Ludwig und Gerling, „digitale Analphabeten gibt es in allen Generationen“. Für Ältere sei es schwieriger, mit der modernen Technikflut klarzukommen, meint Ludwig. Die überwiegend älteren Nutzer des CM seien dankbar für das Angebot. Manche hätten von Kindern oder Enkeln ein Gerät bekommen, dazu lediglich eine kurze Erklärung, wenn überhaupt. „Die jungen Verwandten wohnen entweder weit weg oder haben keine Zeit“, sagt Ludwig. Im Geschäft werde den älteren Menschen das Gerät zwar verkauft, aber mehr als eine Beratung bekomme man dabei nicht. Kurse, die verschiedentlich angeboten werden, könnten gut aber nicht für jedermann passend sein. Manche hätten Hemmungen, ihre Fragen in einer Gruppe zu stellen, oder Probleme, für die es keinen passenden Kurs gäbe.
„Bei uns ist das anders, denn über keine Frage wird gelächelt, und die Lösung oder Handhabung erarbeiten wir gemeinsam so lange, bis der oder die Betreffende es selbst kann und Freude daran findet, ein User zu sein“, erklären die CM-Helfer. Die Vielfalt der „individuellen Problemchen“ sei faszinierend. Sie finden es wichtig, dass alle Menschen am „modernen Leben“ teilnehmen können. Einen kleinen Teil trage der CM dazu bei.
Gerling bezeichnet es als Anliegen, die Besucher des CM in einfacher Art und Weise auf die Konsequenzen der Nutzung von Suchmaschinen, Internet-Portalen und Sozialen Netzwerken hinzuweisen. „Datenschutz und Datensparsamkeit ist selbst in der breiten Öffentlichkeit kein gut aufgearbeitetes Thema“, meint er. „Mit unseren Tipps können wir zur Aufklärung beitragen und möglicherweise den einen oder anderen vor Schaden bewahren.“

Martin Ludwig (links) und Jürgen Gerling (rechts) helfen seit fast sieben Jahren beim „Computer-Mittwoch“ uneigennützig anderen Menschen aus dem Heimatkreis. Das Foto zeigt außerdem den Rentner Ludwig Hirth (von hinten), der aus Untersteinbach zum Computer-Mittwoch kommt, weil ihm „der kleine Kreis und die individuelle Betreuung gefallen“.
Den potentiellen Nutzern des Computer-Mittwochs teilen Ludwig und Gerling mit, dass „gerne individuelle Anwendungshilfe geleistet“ werde, aber keine Reparaturen durchgeführt werden könnten. Jeder solle beachten, dass es kein festes Programm gibt und auch kein Kurs angeboten werde, sondern ganz individuelle Fragen beantwortet werden. „Es findet sozusagen eine 1:1 Betreuung statt“, erklärt Ludwig. „Jeder kann einfach kommen, gerne auch mehrmals, egal ob mit dem gleichen oder mit verschiedenen Problemen“. Jeder könne erscheinen, wann er mag, also pünktlich 17 Uhr oder später. „Es gibt keinen „ersten Teil“ auf dem der „zweite Teil“ aufbaut“, ergänzt Ludwig. Wer Interesse habe, könne jederzeit einsteigen. Lediglich wegen der begrenzten Platzkapazität werde um Anmeldung im MGH gebeten. Es bestehe auch keine Pflicht zur regelmäßigen Teilnahme. Selbst wer einfach mal „googeln möchte“, sei herzlich willkommen.
Weitere Helfer willkommen
Ludwig und Gerling können weitere Helfer gut gebrauchen. Die Interessenten müssten „nicht hochgradig qualifiziert sein“. Jeder der E‑Mail schreiben oder im Internet surfen kann, könne helfen, wenn er geduldig und freundlich ist. Sie rufen Schüler und in der Ausbildung befindliche Jugendliche auf, mit ihnen gemeinsam den Computer-Mittwoch zu gestalten und „etwas zum bürgerschaftlichen Engagement für die ältere Generation beizutragen“.
Wie vielen Personen sie in der langen Zeit schon geholfen haben? „50 Menschen werden es bei jedem von uns wohl mindestens schon gewesen sein“, antworten beide, „manche kamen einmal, andere mehrfach, wir haben sie nicht gezählt…“.
Stimmen von Teilnehmern
Eine, die schon mehrfach den CM besuchte und von den ehrenamtlichen Ratgebern profitierte, ist Kveta Theile, Rentnerin aus Haßfurt. Sie berichtet: „Als das MGH 2008 gegründet wurde, ging ich in Rente und war sehr froh, dass es so ein ungezwungenes Haus in Haßfurt gibt, wo man Leute treffen kann. Ich habe Bekannte in Australien, die haben mir erzählt, dass sie über das Internet sogar das Haßfurter Tagblatt lesen können. Ich solle mich doch auch mit dem Internet beschäftigen, da es so viele Möglichkeiten bietet. Um auch als Rentnerin noch „up to date“ zu sein, war ich von Beginn an beim Computer-Mittwoch und habe mir dort meine Grundkenntnisse geholt. Mittlerweile habe ich einen eigenen Laptop angeschafft und kann mein vielseitiges Interesse an der Welt, an Reisen, an Gesundheitsthemen und Wissenschaft stillen. Die Aufgeschlossenheit des CM-Teams schätze ich sehr. Man ist immer willkommen, und es wird uns Fragenden so viel Geduld entgegengebracht und alles gut erklärt. Als kleinen Dank bringe ich von zu Hause immer Fachzeitschriften mit. Die landen im offenen Bücherschrank des MGH und können damit mehrfach gelesen werden.“
Edith Fuchs aus Ebern, die sich als „Ü 70“ bezeichnet, findet den „CM ganz toll“. „Ein Computer-Kurs bringt mir nichts, denn ich möchte meine ganz speziellen Fragen beantwortet haben. Alle Fragen schreibe ich mir zu Hause auf und lasse sie mir von Martin Ludwig und seinem Team erklären. Ich bin froh, dass es diese Helfer gibt. Gerne würde ich andere Interessenten von Ebern mit dem Auto mit nach Haßfurt nehmen oder eine Fahrgemeinschaft bilden.
Aus Untersteinbach kommt der Rentner Ludwig Hirt zum CM und beschreibt seinen Dank so: „Ich habe zuvor versucht, den richtigen Computerkurs für mich zu finden, bis mir jemand den Computer-Mittwoch empfahl. Ich schätzte sehr, dass es dort kein Programm gibt, das durchgezogen wird, unabhängig davon, ob man es begreift oder nicht. Der kleinere Kreis und die individuelle Betreuung gefallen mir.“
Information
Termin: Der nächste Computer-Mittwoch findet am 7. September statt.
Es entstehen keine Kosten. Anmeldung ist nicht zwingend erforderlich, aber wegen Platzkapazität günstig. Weitere Termine 14tägig, siehe Veranstaltungskalender.
Adresse:
Mehrgenerationenhaus Haßfurt, Dachgeschoss – Computerinsel
Marktplatz 10, 97437 Haßfurt
Telefon: 09521 952825–0
Links zum Thema:
Projektvorstellung: Computer-Mittwoch
Presseartikel: Was ein Computer alles kann
Presseartikel: Keine Angst vor PC und Digicam