
Ministerpräsident Horst Seehofer freut sich über das ehrenamtliche Engagement der Bildungspaten im Mehrgenerationenhaus. „Ihr habt hier ein echtes Juwel“ sagte er.
Haßfurter Tagblatt – 19.04.2013 – Martin Sage
„Bayern wird eine Lösung finden, dass die dauerhafte Finanzierung seiner Mehrgenerationenhäuser gesichert ist.“ Dies versprach am gestrigen Donnerstag Ministerpräsident Horst Seehofer in der Kreisstadt – und sein Versprechen ging ihm leicht über die Lippen, weil er vom Haßfurter Mehrgenerationenhaus (MGH) nach eigenen Worten „ergriffen und beeindruckt“ war: „In diesem Haus wird viel Gutes getan“, stellte der Landesvater fest.
→ Video: Horst Seehofer zu Besuch im MGH
Seehofer lobte das örtliche MGH und seine engagierten Mitarbeiter nach einem ausgedehnten Rundgang durch die Räumlichkeiten in den höchsten Tönen, sprach von einem „absoluten Juwel“ und davon, dass ohne die hier gelebte Mitmenschlichkeit im Alltag wie in der Not die schönste Organisation nicht helfe, wenn es darum gehe, Alleinerziehende oder Familien zu unterstützen, Ausländer zu integrieren oder Senioren unter die Arme zu greifen.
Gudrun Greger, die Leiterin des vom Roten Kreuz Haßberge getragenen MGH, hatte den Landeschef regelrecht angefleht, die bayerischen Mehrgenerationenhäuser auf sichere Beine zu stellen. Die Förderung des Bundes, die von Anfang an nur als Anschubfinanzierung gedacht war, läuft in Haßfurt im Jahr 2014 aus. Rund 100 000 Euro braucht das Haßfurter MGH pro Jahr, rund 60 000 Euro kommen vom Roten Kreuz, 10 000 Euro von der Stadt Haßfurt und der Rest bis dato vom Bund. Dass der Ministerpräsident sich und seine Regierung hier in der Verantwortung sieht, quittierten die gut und gerne 100 Personen – Mitarbeiter wie Gäste – in der Cafetería der Einrichtung mit kräftigem Beifall.

Das gehört einfach dazu: Horst Seehofer trägt sich ins Goldene Buch der Stadt Haßfurt ein, aber nicht im Rathaus, sondern im MGH. 2. Bürgermeister Karl-Heinz Eppelein schaut ihm über die Schulter. (Foto: HT Martin Sage)
Seehofers Stabschef zufolge war es Landrat Handwerker gewesen, der die Stationen für den Besuch des Ministerpräsidenten im Haßbergkreis vorgeschlagen hatte. Die Visite des CSU-Chefs sei im übrigen keine Wahlkampftour, sondern eine Fortsetzung der schon seit Jahren laufenden Landkreisbesuche Seehofers. Ein wenig für die kommenden Wahlen die Werbetrommel zu rühren sei da nur ein Synergieeffekt, so der enge Mitarbeiter.
Neben den Hofheimer Programmpunkten waren auch die Haßfurter ohne Zweifel gut gewählt: Das örtliche Mehrgenerationenhaus gehört zu den engagiertesten und erfolgreichsten der 450 Einrichtungen in der ganzen Republik und wurde unter anderem im vergangenen Sommer im Rahmen eines vom Bundesfamilienministerium getragenen und vom Europäischen Sozialfonds unterstützten Aktionsprogramm zum Innovationshaus „befördert“.
War Seehofer gestern also durchaus beeindruckt von dem, was ihm in der unterfränkischen Provinz präsentiert wurde, so hinterließ der höchste Politiker im Lande selbst bleibenden und durchaus positiven Eindruck – nicht nur bei seinen Parteifreunden, die er im Tross hatte, darunter seine Vizegeneralsekretärin Dorothee Bär (Ebelsbach) und der Landtagsabgeordnete Dr. Bernd Weiß (Mellrichstadt). Seehofer entpuppte sich nämlich als geduldiger Zuhörer und charmanter Gesprächspartner, egal ob er sich auf die Bildungspaten, auf ältere Herrschaften oder Kinder im Mehrgenerationenhaus einließ.
Oder zuvor schon auf die zahlreichen Bürger auf dem Marktplatz, die gegen die ihrer Meinung nach völlig überzogene Windkraftnutzung gerade im Norden und Osten Bayerns protestierten. Seehofer blieb ruhig und freundlich und sicherte zu, Bayern vor der Zerstörung seiner Landschaft ebenso zu schützen wie vor der Abwanderung von Industriearbeitsplätzen wegen der Verteuerung des Stroms.

Gespräch über digitale Welten: Ein Computerkurs im Mehrgenerationenhaus erfährt, dass Seehofer fast nur noch online kauft. (Foto: HT Martin Sage)
Seinen großen Auftritt hatte der Ministerpräsident dann aber im Mehrgenerationenhaus, gerade weil er sich selbst zurücknahm und mit den Menschen auf Augenhöhe sprach, sei es mit den Müttern im Baby- und Kleinkindertreff, sei es mit den älteren Bürgern in der Computerinsel, den Kindern beim Malen im Kinderhotel oder den Damen, die in der Lichtstube für gute Zwecke handarbeiten. Von den Teilnehmen am Computermittwoch etwa ließ sich Seehofer sagen, wie vorteilhaft es für Großeltern ist, mit dem PC umgehen zu können, wenn die Enkel kommen. Und Seehofer wiederum verriet dem Kurs, dass er praktisch nur noch übers Internet bestellt. Denn er könne es sich kaum erlauben, in ein Geschäft zu gehen, ohne etwas zu kaufen.

Der Ministerpräsident hautnah. Zwar wird das Auto, das Horst Seehofer für Leonie Linser malte, garantiert nie von Audi oder BMW gebaut, die Kinder des Malkurses im Kinderhotel hatten dennoch ihre Freude am Pinselschwung des Landesvaters. (Foto: HT Martin Sage)
Von den Buben und Mädchen des Malkurses im Kinderhotel wollte der Ministerpräsident wissen, was sie in der Freizeit treiben und welche Vorlieben sie in der Schule haben – und er verriet, dass er selbst als Schüler nicht gerade der begnadetste Künstler war. Die vielen Paten des Mehrgenerationenhauses vermittelten Seehofer ein Bild davon, an wie vielen und welch unterschiedlichen Hebeln die Einrichtung und ihre Mitarbeiter ansetzen, damit das Haus auch das lebendige Zentrum für Bürger aller Generationen sein kann, das es sein will.
Und Horst Seehofer selbst war felsenfest davon überzeugt, dass ihm kein Showprogramm geboten wurde: „So eine ehrliche, menschliche und fröhliche Atmosphäre, wie ich sie hier erlebt habe, kann man nicht vorspielen“, freute sich Bayerns höchster Politiker. Und zumindest an diesem Nachmittag, an dem es um keine Wahlkampf- oder Parteiparolen ging, bekam er genau dieses Kompliment auch zurück.
Links zum Thema:
→ Video: Horst Seehofer zu Besuch im MGH
→ Grußwort des Ministerpräsidenten Horst Seehofer nach seinem Besuch im MGH Haßfurt